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Unterrichtsideen

I. Objektiver Blick? Ereignisse und Nachrichten

Mehr als andere Medien werden Nachrichten mit einer zur Objektivität verpflichteten Berichterstattung verbunden. Seriöse Nachrichtenmedien berichten sachbezogen, nüchtern und ohne Partei zu ergreifen über Ereignisse, die relevant für uns sind. Offensichtlich ist das Verhältnis von Ereignissen und Nachrichten ein besonderes.

Dieses Verhältnis wird in den vorgeschlagenen Unterrichtsideen näher beleuchtet: Was ist überhaupt ein „Ereignis“? Wie kommt es, dass ein Ereignis zur Nachricht wird? Und wie wird ein Ereignis in einer Nachricht dargestellt? Fragen wie diese betreffen die Prinzipien und Regeln der Nachrichtenproduktion, die dem Ziel einer möglichst neutralen Berichterstattung dienen. Die Schülerinnen und Schüler lernen die Grundlagen der Nachrichtenerstellung kennen und setzen sich mit relevanten Aspekten von Nachrichten auseinander.

Hierzu gehört auch, dass der Objektivitätsanspruch der Nachrichten zunehmend hinterfragt wird. Nicht nur durch Informationsformate in den sozialen Medien, die eine mehr „meinungsgetriebene“ Auseinandersetzung präferieren, sondern auch durch Vertreter der klassischen Nachrichtenproduktion selbst, die bestreiten, dass ein objektiver und neutraler Zugang zu einem Ereignis überhaupt möglich sei. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren, wie diese Debatte zu bewerten ist und welche Schlussfolgerungen daraus für die Zukunft der Nachrichten gezogen werden könnten.

Kompetenzerwerb im Überblick

Auswerten und Bewerten
Informationen und Daten analysieren, interpretieren und kritisch bewerten
Informationsquellen analysieren und kritisch bewerten

Medien analysieren und bewerten
Gestaltungsmittel von digitalen Medienangeboten kennen und bewerten
Interessengeleitete Setzung, Verbreitung und Dominanz von Themen in digitalen Umgebungen erkennen und beurteilen

Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren
Vielfalt der digitalen Medienlandschaft kennen
Die Bedeutung von digitalen Medien für die politische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung kennen und nutzen

Hinweis: Nähere Informationen zu den Kompetenzbereichen und dem Unterrichtsmaterial finden Sie in der „Didaktischen Landkarte“ im Bereich „Didaktik“.

Unterrichtsvorschläge

  • 1.) Einstieg: Ereignisse und Nachrichten (45 Min.)

    Wie aus einem Ereignis eine Nachricht wird, ist immer wieder Gegenstand der kritischen Diskussion. Berührt ist damit ein zentraler Aspekt von „Nachrichten“: Wie die Wirklichkeit in einer Nachricht dargestellt wird. Nachrichten haben den Anspruch, ein Ereignis möglichst „objektiv“ wiederzugeben. Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht spielt also eine entscheidende Rolle für das Verständnis von Nachrichten. Dementsprechend geht es zu Beginn dieses Unterrichtsvorschlages darum, dieses Verhältnis mit den Schülerinnen und Schülern zu klären.

    In einem Unterrichtsgespräch werden zunächst anhand einer gemeinsam erlebten Situation der Klasse – dies kann das letzte Schulfest, die letzte Klassenfahrt, die Situation vor dem Schulgebäude morgens zum Schulbeginn oder ein anderes gemeinsames Erlebnis sein – Punkte gesammelt, die aus Sicht der Schülerinnen und Schüler bedeutsame Aspekte des gemeinsamen Erlebnisses darstellen:

    • Was war bedeutsam, interessant oder erzählenswert?
    • Was ist passiert?
    • Was ist aufgefallen?

    Die genannten Punkte werden auf Kärtchen geschrieben und aufgehängt. Die Tatsache, dass hier sehr unterschiedliche Aspekte zu ein und demselben Erlebnis genannt werden können, macht deutlich, wie unterschiedlich der Blick auf ein und dieselbe Situation sein kann. In einer gemeinsamen Diskussion können nun die Schwierigkeiten erörtert werden, die auch für die Produktion einer Nachricht über ein bestimmtes Ereignis relevant sind:

    • Was macht überhaupt ein Ereignis aus?
    • Was gehört dazu und was nicht?
    • Was ist wichtig, was nicht und warum?
    • Was ist erwähnenswert, was nicht?

    Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung lassen sich anschließend gut die Schwierigkeiten und Grenzen einer neutralen Berichterstattung diskutieren, da deutlich wurde, wie unterschiedlich ein Ereignis beschrieben werden kann. Zugleich kann in die Diskussion darüber eingestiegen werden, was die Auswahlkriterien dafür sind, welche Informationen für eine Nachricht relevant sind und welche nicht.

    Die Schülerinnen und Schüler können in der Diskussion ihr Vorwissen einbringen und gemeinsam zentrale Aspekte von Nachrichten rekonstruieren. Hierauf können die folgenden Unterrichtsangebote aufbauen.

    • Material und Medien:

      Moderationskarten/Papierbögen

  • 2.) Vertiefung: Was ist eine Nachricht? (90 - 135 Min. bzw. 2-3 x 45 Min.)

    Nachrichten werden gemeinhin als sachbezogene Informationen über aktuelle Ereignisse oder Sachverhalte bezeichnet, welche die Öffentlichkeit interessieren und für die Empfänger relevant sind. Sie stellen eine bestimmte journalistische Darstellungsform dar, mit der die Vermittlung von Informationen in möglichst knapper, unparteilicher Weise angestrebt wird. Nur wenn Ereignisse einen sogenannten Nachrichtenwert haben, wenn sie für die Leser, Hörer oder Zuschauer einen Neuigkeits- und zugleich einen Informationswert haben, wird in der Regel über sie berichtet.

    Diese Kennzeichen von Nachrichten lernen die Schülerinnen und Schüler nun ausführlicher kennen. Hierfür werden zunächst die beiden Videos „Was ist eine Nachricht“ und „Wie entstehen Nachrichten?“ gemeinsam angeschaut. Die Filme erläutern anhand der Arbeits- und Produktionsprozesse in einer Zeitungs- und in einer Fernsehredaktion die wesentlichen Merkmale und Definitionskriterien von Nachrichten.

    Vor diesem Hintergrund können die Schülerinnen und Schüler anschließend in Gruppenarbeit verschiedene Teilaspekte von Nachrichten erarbeiten:

    • Arbeitsgruppe A: Die sieben W’s einer Nachricht – Wie eine Nachricht aufgebaut ist
    • Arbeitsgruppe B: Die Nachricht im Vergleich zu anderen journalistischen Darstellungsformen
    • Arbeitsgruppe C: Der Nachrichtenwert – Warum Ereignisse zu einer Nachricht werden

    Mit Hilfe der Aufgabenblätter und der Vorlagen zu diesen Themen erarbeiten die Gruppen unterschiedliche Präsentationsformen, die sie anschließend im Plenum vorstellen und zur Diskussion stellen.

    Bei einer großen Schüleranzahl in der Klasse können auch mehrere Arbeitsgruppen zum selben Thema gebildet werden. Zu den Aufgaben der Gruppen mit gleichem Thema gehört es dann, ihre Ergebnisse zu vergleichen und eine gemeinsame Präsentation für das Plenum abzustimmen.

    Falls noch ausreichend Zeit ist oder einzelne während der Arbeitsphasen schon früher fertig sind, können Schülerinnen und Schüler ihr Wissen auch mit Hilfe des kurzen Online-Quiz „Nachrichtenfaktoren - Warum wir sehen, was wir sehen“ testen.

  • 3.) Medienvergleich: Verschiedene Medien, verschiedene Nachrichten, ein Ereignis (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht sowie die Grenzen einer „objektiven“ Berichterstattung lassen sich auch anhand eines Medienvergleiches deutlich machen. In diesem Unterrichtsangebot vergleichen die Schülerinnen und Schüler die Berichterstattung verschiedener Medien anhand eines bestimmten Ereignisses. Hierfür muss die Lehrkraft mit der Klasse ein aktuelles Ereignis festlegen, anhand dessen der Vergleich vorgenommen wird.

    Mit Hilfe des Aufgabenblattes analysieren die Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit jeweils ein bestimmtes Medium, z.B. eine Tagesszeitung oder eine Radio- oder Fernsehnachrichtensendung.

    Die Analyse wird nach quantitativen Kriterien:

    • Wie viel Raum nimmt das Ereignis in einer Ausgabe ein?
    • Wie ist es platziert? Prominent oder weiter hinten?

    und nach qualitativen Kriterien vorgenommen:

    • Welche Darstellungsformen werden zur Thematisierung genutzt?
    • Welche Botschaften transportieren die Bilder?
    • Welche Aspekte heben die Überschriften vor?
    • Welche Fakten erfährt man von dem Ereignis?
    • Welche Hintergrund- und Kontextinformationen werden vermittelt?
    • Welche Stimmen, Zeugen, Repräsentanten u.a. kommen zu Wort?

    Mit Hilfe von Moderationskarten, einer Tabelle an der Tafel oder einem Smartboard werden anschließend die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler entlang der quantitativen und qualitativen Kriterien gemeinsam im Plenum verglichen: Wo sind Unterschiede zu erkennen? Was ist deckungsgleich?

    Hieran an schließt sich eine gemeinsame Reflexion im Plenum über die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie ein Ereignis zu einer Nachricht werden kann, und den daran erkennbaren Grenzen einer „objektiven“ Berichterstattung.

  • 4.) Reflexion: Der Sinn einer „wertfreien“ oder „objektiven“ Berichterstattung (45 Min.)

    „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache - auch nicht mit einer guten Sache“ lautete das Berufs-Ethos des Journalisten und langjährigen Anchorman der Tagesthemen Hanns-Joachim Friedrichs. Dieses Credo der objektiven Berichterstattung, der ausschließlichen Orientierung an Fakten und der wertfreien Haltung des Journalisten – der seine Meinung allenfalls in einem von der Nachricht klar getrennten Kommentar kundtut – gehört auch heute noch zu den grundlegenden Qualitätskriterien des Nachrichtenjournalismus. Journalisten sollen ausgewogen berichten und ihren eigenen Standpunkt möglichst außen vor lassen.

    Es gibt aber auch Stimmen, die den Objektivitätsanspruch der Nachrichten in Frage stellen. Eine dieser Stimmen ist der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald. Er bestreitet, dass es überhaupt möglich sei, sich als Journalist gegenüber einem Sachverhalt oder einem Thema neutral zu verhalten. Ehrlicher wäre es, seinen Standpunkt und seine Sicht auf die Welt transparent zu machen, statt sie unter dem Mantel der „Objektivität“ zu verstecken. Auch viele der neuen Nachrichtenformate in den sozialen Netzwerken haben sich von dem Anspruch auf Neutralität verabschiedet. Sie präferieren eine „meinungsgeladene“ Berichterstattung.

    Hiervon ausgehend diskutieren die Schülerinnen und Schüler über den Sinn des Objektivitätsanspruchs von Nachrichten:

    • Wo liegen die Grenzen einer neutralen Berichterstattung?
    • Was geht verloren, wenn dieser Anspruch aufgegeben wird?
    • Wie sind die Vorschläge von Greenwald zu bewerten?
    • Welchen Ansprüchen sollten Nachrichten genügen, damit sie angemessen der eigenen Informations- und Meinungsbildung dienen können?

    Zum Einstieg in die Fragestellung lesen die Schülerinnen und Schüler zunächst den Artikel „Sind Journalisten immer auch Aktivisten?“. Die anschließende Diskussion kann nach der Fishbowl-Methode durchgeführt werden. Sie ermöglicht eine hohe Identifikation aller Teilnehmer mit der Arbeit am Thema und bietet unterschiedlich starken Teilnehmern gleiche Chancen, ihre Meinungen einzubringen.

  • 5.) Abschluss: Grundprinzipien des seriösen Journalismus (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler nun schon eingehender mit Nachrichten und den Voraussetzungen und Möglichkeiten der Berichterstattung auseinandergesetzt haben, kann der Klasse zum Abschluss des Unterrichtsangebotes ein Video mit dem ehemaligen Anchorman des „heute journals“, Claus Kleber, gezeigt werden. Im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Kasseler Engelsburg-Gymnasium erläutert er seine Sicht über Pressefreiheit, Fake News und die Grundprinzipien des seriösen Journalismus.

    In einem anschließenden Unterrichtsgespräch können die Schülerinnen und Schüler ihre Meinungen zu den Ausführungen von Claus Kleber diskutieren und dabei das in den vorhergehenden Unterrichtsangeboten Gelernte einfließen lassen.

  • 1.) Einstieg: Ereignisse und Nachrichten (45 Min.)

    Wie aus einem Ereignis eine Nachricht wird, ist immer wieder Gegenstand der kritischen Diskussion. Berührt ist damit ein zentraler Aspekt von „Nachrichten“: Wie die Wirklichkeit in einer Nachricht dargestellt wird. Nachrichten haben den Anspruch, ein Ereignis möglichst „objektiv“ wiederzugeben. Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht spielt also eine entscheidende Rolle für das Verständnis von Nachrichten. Dementsprechend geht es zu Beginn dieses Unterrichtsvorschlages darum, dieses Verhältnis mit den Schülerinnen und Schülern zu klären.

    In einem Unterrichtsgespräch werden zunächst anhand einer gemeinsam erlebten Situation der Klasse – dies kann das letzte Schulfest, die letzte Klassenfahrt, die Situation vor dem Schulgebäude morgens zum Schulbeginn oder ein anderes gemeinsames Erlebnis sein – Punkte gesammelt, die aus Sicht der Schülerinnen und Schüler bedeutsame Aspekte des gemeinsamen Erlebnisses darstellen:

    • Was war bedeutsam, interessant oder erzählenswert?
    • Was ist passiert?
    • Was ist aufgefallen?

    Die genannten Punkte werden auf Kärtchen geschrieben und aufgehängt. Die Tatsache, dass hier sehr unterschiedliche Aspekte zu ein und demselben Erlebnis genannt werden können, macht deutlich, wie unterschiedlich der Blick auf ein und dieselbe Situation sein kann. In einer gemeinsamen Diskussion können nun die Schwierigkeiten erörtert werden, die auch für die Produktion einer Nachricht über ein bestimmtes Ereignis relevant sind:

    • Was macht überhaupt ein Ereignis aus?
    • Was gehört dazu und was nicht?
    • Was ist wichtig, was nicht und warum?
    • Was ist erwähnenswert, was nicht?

    Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung lassen sich anschließend gut die Schwierigkeiten und Grenzen einer neutralen Berichterstattung diskutieren, da deutlich wurde, wie unterschiedlich ein Ereignis beschrieben werden kann. Zugleich kann in die Diskussion darüber eingestiegen werden, was die Auswahlkriterien dafür sind, welche Informationen für eine Nachricht relevant sind und welche nicht.

    Die Schülerinnen und Schüler können in der Diskussion ihr Vorwissen einbringen und gemeinsam zentrale Aspekte von Nachrichten rekonstruieren. Hierauf können die folgenden Unterrichtsangebote aufbauen.

    • Material und Medien:

      Moderationskarten/Papierbögen

  • 2.) Vertiefung: Was ist eine Nachricht? (90 - 135 Min. bzw. 2-3 x 45 Min.)

    Nachrichten werden gemeinhin als sachbezogene Informationen über aktuelle Ereignisse oder Sachverhalte bezeichnet, welche die Öffentlichkeit interessieren und für die Empfänger relevant sind. Sie stellen eine bestimmte journalistische Darstellungsform dar, mit der die Vermittlung von Informationen in möglichst knapper, unparteilicher Weise angestrebt wird. Nur wenn Ereignisse einen sogenannten Nachrichtenwert haben, wenn sie für die Leser, Hörer oder Zuschauer einen Neuigkeits- und zugleich einen Informationswert haben, wird in der Regel über sie berichtet.

    Diese Kennzeichen von Nachrichten lernen die Schülerinnen und Schüler nun ausführlicher kennen. Hierfür werden zunächst die beiden Videos „Was ist eine Nachricht“ und „Wie entstehen Nachrichten?“ gemeinsam angeschaut. Die Filme erläutern anhand der Arbeits- und Produktionsprozesse in einer Zeitungs- und in einer Fernsehredaktion die wesentlichen Merkmale und Definitionskriterien von Nachrichten.

    Vor diesem Hintergrund können die Schülerinnen und Schüler anschließend in Gruppenarbeit verschiedene Teilaspekte von Nachrichten erarbeiten:

    • Arbeitsgruppe A: Die sieben W’s einer Nachricht – Wie eine Nachricht aufgebaut ist
    • Arbeitsgruppe B: Die Nachricht im Vergleich zu anderen journalistischen Darstellungsformen
    • Arbeitsgruppe C: Der Nachrichtenwert – Warum Ereignisse zu einer Nachricht werden

    Mit Hilfe der Aufgabenblätter und der Vorlagen zu diesen Themen erarbeiten die Gruppen unterschiedliche Präsentationsformen, die sie anschließend im Plenum vorstellen und zur Diskussion stellen.

    Bei einer großen Schüleranzahl in der Klasse können auch mehrere Arbeitsgruppen zum selben Thema gebildet werden. Zu den Aufgaben der Gruppen mit gleichem Thema gehört es dann, ihre Ergebnisse zu vergleichen und eine gemeinsame Präsentation für das Plenum abzustimmen.

    Falls noch ausreichend Zeit ist oder einzelne während der Arbeitsphasen schon früher fertig sind, können Schülerinnen und Schüler ihr Wissen auch mit Hilfe des kurzen Online-Quiz „Nachrichtenfaktoren - Warum wir sehen, was wir sehen“ testen.

  • 3.) Medienvergleich: Verschiedene Medien, verschiedene Nachrichten, ein Ereignis (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht sowie die Grenzen einer „objektiven“ Berichterstattung lassen sich auch anhand eines Medienvergleiches deutlich machen. In diesem Unterrichtsangebot vergleichen die Schülerinnen und Schüler die Berichterstattung verschiedener Medien anhand eines bestimmten Ereignisses. Hierfür muss die Lehrkraft mit der Klasse ein aktuelles Ereignis festlegen, anhand dessen der Vergleich vorgenommen wird.

    Mit Hilfe des Aufgabenblattes analysieren die Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit jeweils ein bestimmtes Medium, z.B. eine Tagesszeitung oder eine Radio- oder Fernsehnachrichtensendung.

    Die Analyse wird nach quantitativen Kriterien:

    • Wie viel Raum nimmt das Ereignis in einer Ausgabe ein?
    • Wie ist es platziert? Prominent oder weiter hinten?

    und nach qualitativen Kriterien vorgenommen:

    • Welche Darstellungsformen werden zur Thematisierung genutzt?
    • Welche Botschaften transportieren die Bilder?
    • Welche Aspekte heben die Überschriften vor?
    • Welche Fakten erfährt man von dem Ereignis?
    • Welche Hintergrund- und Kontextinformationen werden vermittelt?
    • Welche Stimmen, Zeugen, Repräsentanten u.a. kommen zu Wort?

    Mit Hilfe von Moderationskarten, einer Tabelle an der Tafel oder einem Smartboard werden anschließend die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler entlang der quantitativen und qualitativen Kriterien gemeinsam im Plenum verglichen: Wo sind Unterschiede zu erkennen? Was ist deckungsgleich?

    Hieran an schließt sich eine gemeinsame Reflexion im Plenum über die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie ein Ereignis zu einer Nachricht werden kann, und den daran erkennbaren Grenzen einer „objektiven“ Berichterstattung.

  • 4.) Reflexion: Der Sinn einer „wertfreien“ oder „objektiven“ Berichterstattung (45 Min.)

    „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache - auch nicht mit einer guten Sache“ lautete das Berufs-Ethos des Journalisten und langjährigen Anchorman der Tagesthemen Hanns-Joachim Friedrichs. Dieses Credo der objektiven Berichterstattung, der ausschließlichen Orientierung an Fakten und der wertfreien Haltung des Journalisten – der seine Meinung allenfalls in einem von der Nachricht klar getrennten Kommentar kundtut – gehört auch heute noch zu den grundlegenden Qualitätskriterien des Nachrichtenjournalismus. Journalisten sollen ausgewogen berichten und ihren eigenen Standpunkt möglichst außen vor lassen.

    Es gibt aber auch Stimmen, die den Objektivitätsanspruch der Nachrichten in Frage stellen. Eine dieser Stimmen ist der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald. Er bestreitet, dass es überhaupt möglich sei, sich als Journalist gegenüber einem Sachverhalt oder einem Thema neutral zu verhalten. Ehrlicher wäre es, seinen Standpunkt und seine Sicht auf die Welt transparent zu machen, statt sie unter dem Mantel der „Objektivität“ zu verstecken. Auch viele der neuen Nachrichtenformate in den sozialen Netzwerken haben sich von dem Anspruch auf Neutralität verabschiedet. Sie präferieren eine „meinungsgeladene“ Berichterstattung.

    Hiervon ausgehend diskutieren die Schülerinnen und Schüler über den Sinn des Objektivitätsanspruchs von Nachrichten:

    • Wo liegen die Grenzen einer neutralen Berichterstattung?
    • Was geht verloren, wenn dieser Anspruch aufgegeben wird?
    • Wie sind die Vorschläge von Greenwald zu bewerten?
    • Welchen Ansprüchen sollten Nachrichten genügen, damit sie angemessen der eigenen Informations- und Meinungsbildung dienen können?

    Zum Einstieg in die Fragestellung lesen die Schülerinnen und Schüler zunächst den Artikel „Sind Journalisten immer auch Aktivisten?“. Die anschließende Diskussion kann nach der Fishbowl-Methode durchgeführt werden. Sie ermöglicht eine hohe Identifikation aller Teilnehmer mit der Arbeit am Thema und bietet unterschiedlich starken Teilnehmern gleiche Chancen, ihre Meinungen einzubringen.

  • 5.) Abschluss: Grundprinzipien des seriösen Journalismus (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler nun schon eingehender mit Nachrichten und den Voraussetzungen und Möglichkeiten der Berichterstattung auseinandergesetzt haben, kann der Klasse zum Abschluss des Unterrichtsangebotes ein Video mit dem ehemaligen Anchorman des „heute journals“, Claus Kleber, gezeigt werden. Im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Kasseler Engelsburg-Gymnasium erläutert er seine Sicht über Pressefreiheit, Fake News und die Grundprinzipien des seriösen Journalismus.

    In einem anschließenden Unterrichtsgespräch können die Schülerinnen und Schüler ihre Meinungen zu den Ausführungen von Claus Kleber diskutieren und dabei das in den vorhergehenden Unterrichtsangeboten Gelernte einfließen lassen.