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Didaktische Überlegungen

Nachrichten haben für demokratische Gesellschaften eine herausragende Bedeutung. Mit der Berichterstattung über Ereignisse stellen sie eine unverzichtbare Vorraussetzung für die Meinungs- und Willensbildung der Bevölkerung dar. Bereits Kinder und Jugendliche rezipieren Nachrichten- und Informationsmedien. Hierbei spielen besonders neue Formate in den sozialen Medien eine große Rolle. Aber auch Fernsehnachrichten sind für sie wichtige Quellen der Information, mit höherem Alter kommen Tageszeitungen und andere Printmedien hinzu. Hier wird die zentrale Bedeutung des Themas Nachrichten für die Förderung von Medienkompetenz deutlich. Dabei muss es darum gehen, alle relevanten Medienkanäle – von den klassischen Massenmedien wie Zeitungen und Fernsehen bis hin zu den neuen Medien in den sozialen Netzwerken – in den Blick zu nehmen.

Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht als zentrale Kategorie zur Vermittlung wichtiger Aspekte der Nachrichtenproduktion

So vielfältig die Formate und Kanäle der Nachrichtenmedien auch sind, das Verhältnis von Ereignis und Nachricht stellt für alle Nachrichtenerzeugnisse eine sehr hilfreiche Kategorie dar, anhand derer zentrale Aspekte der Nachrichtenproduktion vermittelt werden können. Mit Hilfe der Frage, wie aus einem Ereignis eine Nachricht wird bzw. wie ein Ereignis in einer Nachricht dargestellt wird, können Spezifika und Funktionen von Nachrichten verdeutlicht werden. Es kann gezeigt werden, auf welche spezifische Weise, nach welchen Regeln und mit welchen Stilmitteln Ereignisse in Nachrichten beschrieben werden und dass dies, je nach Medium, je nach Darstellungsform unterschiedlich geschehen kann. Welche Faktoren darauf Einfluss haben, wie ein Ereignis in einer Nachricht dargestellt wird, kann auf diese Weise nachvollziehbar gemacht werden.

Mit Hilfe des Verhältnisses von Ereignis und Nachricht können besonders folgende Aspekte verdeutlicht werden:

  • Ein Ereignis kann mit unterschiedlichen Stilmitteln und Darstellungsformen auf verschiedene Weise in einer Nachricht dargestellt werden. Wenn es um die Funktionen und Wirkweisen von Gestaltungsmitteln in Nachrichtenmedien geht, kann dies gut anhand des Verhältnisses von Ereignis und Nachricht analysiert werden. Je nach genutzter Darstellungsform wird ein Ereignis in einer Nachricht unterschiedlich „aufscheinen“ und wird das beschriebene Ereignis vom Rezipienten unterschiedlich wahrgenommen.
  • Auch die Produktionsprozesse – die Arbeitsformen der Redaktionen – können anhand dieses Verhältnisses erläutert werden: Die Produktionsprozesse schieben sich quasi zwischen Ereignis und Nachricht. Die Redaktionen, ihre spezifischen Arbeitsformen, Berufsethiken, Produktionskulturen sowie die ökonomischen Rahmenbedingungen entscheiden darüber, was überhaupt als relevantes Ereignis zu gelten hat und wie darüber berichtet wird – wie also ein Ereignis in eine Nachricht „übersetzt“ wird.
  • Das Verhältnis von Ereignis und Nachricht ist in letzter Zeit einem Wandel unterworfen. Angetrieben durch die neuen digitalen Technologien im Internet, verändern sich Produktionsformen, Medienformate und Gestaltungsmittel. Neue Wege entstehen, wie über Ereignisse berichtet wird. Wie in den sozialen Medien Ereignisse auf neue Weise in Nachrichten „übersetzt“ werden, kann mit Hilfe des Verhältnisses von Ereignis und Nachricht deutlich gemacht werden.
  • Darüber hinaus kann auch die Bedeutung der Nachrichten für die Demokratie anhand dieses Verhältnisses expliziert werden. Für die demokratische Öffentlichkeit ist es nicht unbedeutend, wie ein Ereignis in Nachrichten aufscheint und welchen Einfluss und welche Wirkung die Art und Weise seiner Darstellung auf die Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger hat.
  • Schließlich können auch handlungsorientierte Ansätze der Medienbildung anhand dieses Verhältnisses realisiert werden. Durch die Produktion eigener Nachrichtenmedien können die Schülerinnen und Schüler praktisch nachvollziehen, auf welch unterschiedliche Weise ein Ereignis in eine Nachricht „übersetzt“ werden kann und welche Faktoren hierauf Einfluss haben.

Die in diesem Medienpaket versammelten Unterrichtsideen nutzen daher das Verhältnis von Ereignis und Nachricht als zentrale Kategorie zur Vermittlung wichtiger Grundlagen der Nachrichtenproduktion. Sie ermöglichen eine Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit relevanten Aspekten dieses Verhältnisses und haben zum Ziel, einen kompetenten und bewussten Umgang mit Inhalten, Formen und Wirkungsweisen von Nachrichtenmedien zu fördern.

Förderung einer selbstbestimmten Orientierung in den Medienwelten

Medien entwerfen ein Bild der Wirklichkeit, bedienen sich dazu spezifischer Gestaltungsformen und schaffen veränderte Zugangs- und Nutzungsweisen. Zunehmend vermischen sich mit der Integration aller Medien Wirklichkeit und Inszenierung, Realität und Fiktion, Information und Unterhaltung oder auch Werbung. Zudem schaffen Medien erst Ereignisse, die ohne ihre Inszenierung gar nicht existieren würden. Können Medien einerseits eine andere, komplexere Wahrnehmung von Welt ermöglichen, so produziert der audiovisuelle Bilderteppich, der unsere Wahrnehmung tagtäglich überflutet, andererseits Beliebigkeit und scheint eine gezielte Auswahl und Orientierung kaum noch zuzulassen.

Zur Förderung einer selbstbestimmten Orientierung in den Medienwelten bedarf es daher neben der Vermittlung funktional-instrumenteller Fertigkeiten insbesondere auch einer Qualifizierung im reflexiven Bereich. Dazu gehört das Erlernen der gezielten Auswahl und Strukturierung von Informationen ebenso wie das Kennenlernen von Gestaltungsmustern medialer Inszenierungen und ihrer Wirkung auf die eigene Wahrnehmung, das eigene Erleben und Fühlen. Hierzu gehören auch typische Muster von Fake News und Verschwörungstheorien.

Soll es Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, eigene Bestimmungsfaktoren medialen Handelns zu realisieren, muss die medienpädagogische Vermittlung über das rein Rezeptive hinausgehen und auf eine aktive und kreative, also handlungsorientierte Aneignung medialer Angebote abzielen.

Didaktische Prämissen der Unterrichtsideen

Dementsprechend orientieren sich die vorgeschlagenen Unterrichtsideen an folgenden didaktischen Prämissen:

  • Die Schülerinnen und Schüler sollten mit den Grundlagen der Nachrichtenproduktion vertraut gemacht werden, um die spezifische Form der Informationsvermittlung von Nachrichtenmedien besser einschätzen zu können.
  • Durch Vergleich unterschiedlicher Medienformate – Printmedien, Fernsehen, Radio und soziale Netzwerkmedien – sollte deren jeweilige Gestaltungsspezifik sowie ihr Informationsgehalt nachvollziehbar gemacht werden.
  • Die Schülerinnen und Schüler sollten grundlegende Elemente der Mediensprache und ihre Wirkungsmöglichkeiten auf den Rezipienten kennenlernen, um Einblicke in die Modellierungsweisen medialer Wirklichkeitskonstruktionen gewinnen zu können.
  • Den Schülerinnen und Schülern sollten nicht fertige Lösungen und Bewertungen vorgegeben werden. Sie sollten vielmehr ermutigt werden, durch Analyse und Reflexion zu eigenen Kriterien für die Glaubwürdigkeit von Medien zu gelangen.
  • Die Schülerinnen und Schüler sollten anhand eigener Rezeptionserfahrungen verstehen lernen, wie Medien mit Hilfe spezifischer Gestaltungs- und Darstellungsformen Informationen vermitteln.
  • Sie sollten in die Lage versetzt werden, Medienangebote hinsichtlich der Einstellungen, Wertvorstellungen und Leitbilder, die diese transportieren, zu hinterfragen. Dabei sollte die Wahrnehmung besonders für verdeckte und suggestiv wirkende Botschaften, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind, sensibilisiert werden. Die Muster und Wirkweisen medial verbreiteter Fake News und Verschwörungstheorien sollten sie kennen, um sich vor ihren Fallstricken schützen zu können.

Die Unterrichtsideen in diesem Medienpaket

Die Unterrichtsideen in diesem Medienpaket sind:

Hier lernen die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen der Nachrichtenproduktion sowie zentrale Charakteristika und Gestaltungsmittel der Nachrichten kennen.

Diese Unterrichtsideen ermöglichen eine reflexive Auseinandersetzung mit wichtigen Einzelaspekten. Auf dieser Basis können die Schülerinnen und Schüler eigenständig Kriterien zur Bewertung von Medienangeboten entwickeln.

Hier können wichtige Funktions- und Arbeitsweisen durch die praktische Gestaltung eines Nachrichtenformates erfahrbar gemacht werden. In einem Unterrichtsvorschlag erlernen die Schülerinnen und Schüler die Erstellung von Zeitungsnachrichten, in einem anderen die Produktion einer Fernsehnachrichtensendung.

In allen Unterrichtsideen sind jeweils aufeinander aufbauende Unterrichtsvorschläge mit Hinweisen zu Didaktik, Sozialformen und Zeitbedarf zu finden. Mitunter wird auch auf frei zugängliches Material im Internet oder im Fernsehen verwiesen. Die Zeiteinteilung für die einzelnen Arbeitsschritte sind ungefähre Orientierungsgrößen, zugrunde gelegt ist eine Zeiteinheit von 45 Minuten pro Schulstunde. Einige Unterrichtsvorschläge haben eine Dauer von zwei oder drei Schulstunden, die einzelnen Schulstunden müssen jedoch nicht zwingend am Stück, sondern können auch auf mehrere Tage verteilt hintereinander durchgeführt werden. Selbstverständlich kann sich aus einer individuellen Unterrichtsorganisation eine vollkommen andere Abfolge oder Zeiteinteilung ergeben.

Einsatzmöglichkeiten der Unterrichtsvorschläge

Die Unterrichtsideen eignen sich für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangstufe 8, sind aber nicht speziell für einen bestimmten Jahrgang oder eine bestimmte Schulform konzipiert worden und keinem Fach in spezifischer Weise zugeordnet. Vielmehr kann aus unterschiedlicher Fachperspektive (Deutsch, GL, Politik und Wirtschaft, Ethik) die Arbeit an den Themen vorgenommen werden.

Es wurde darauf geachtet, jeden Themenschwerpunkt so aufzuarbeiten, dass unterschiedliche Sozialformen und Methoden eingesetzt werden und so ein abwechslungsreicher Erarbeitungsprozess möglich wird. Neben praktischer Medienarbeit spielen Diskussion, Meinungsbildung, Analyse und Erörterung eine wichtige Rolle. Dies ist der Zielperspektive des Medienpaktes geschuldet: die Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken.