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 Nachrichten > Unterricht > IV. Welchen Nachrichten kann man trauen? > 1.) Einstieg: Fake oder Wahrheit – Wie glaubwürdig sind Medien? (45 Min.)

In das Thema kann mit einem kurzen Video eingestiegen werden, das vor ein paar Jahren Furore machte: „Varoufakis and the fake finger“. Das Video war ein satirischer Beitrag der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann. Es bezog sich auf eine Talkshow-Sendung mit Günther Jauch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, in der ein Videoausschnitt mit dem damaligen griechischen Finanzminister Varoufakis gezeigt wurde, in dem dieser einen „Stinkefinger“ zeigte.

Bereits in der Sendung monierte der Minister, dass der Videoausschnitt manipuliert sei. Böhmermann behauptete nun in seinem kurze Zeit später in YouTube veröffentlichten Video, dass er und seine Redaktion die Videobilder mit dem Minister manipuliert und in die Welt gesetzt hätten. Er zeigte, wie technisch einfach ein Mittelfinger eingefügt werden kann bzw. ein Zeigefinger oder nur eine sich bewegende Hand ohne ausgestrecktem Finger. Die Bilder verblüffen, da alle Varianten gleichermaßen echt aussehen.

Böhmermann behauptete nun, in „echt“ hätte Varoufakis nur die Hand gehoben und seine Grafiker hätten nachträglich den Mittelfinger einmontiert. Sobald Böhmermanns Video veröffentlicht war, überschlugen sich die Meldungen und Nachrichten. Intensive Diskussionen entwickelten sich darüber, was denn nun stimme, was denn „Wahrheit“ oder „Fake“ sei. Nicht wenige waren tatsächlich davon überzeugt, dass der in der Jauch-Sendung gezeigte Videoausschnitt eine Fälschung sei. Schließlich stellte das ZDF jedoch klar, dass es sich bei dem Beitrag von Böhmermann um Satire handelte.

Das Video von Böhmermann – obwohl Satire – macht deutlich, wie leicht Darstellungen in Videos manipulierbar und die Reaktionen darauf zeigen, wie leicht wir mit bewegten Bildern zu beeinflussen sind. Es ist zugleich auch eine Kritik daran, wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit Videobildern umgegangen wurde: Der Mittelfinger von Varoufakis wurde zwar nicht einmontiert, aber die Szene wurde aus dem Kontext gerissen und es blieb unklar, in welcher Zeit sie tatsächlich stattgefunden hatte. Die eingespielte Sequenz war insofern doch manipulativ.

Das Video eignet sich sehr gut, die Schülerinnen und Schüler zu einer Diskussion über die Glaubwürdigkeit der Medien anzuregen. Nach dem gemeinsamen Schauen des Videos kann die Diskussion entlang folgender Fragestellungen geführt werden:

  • Falls die Schülerinnen und Schüler noch nicht den geschilderten Hintergrund kennen: Was meint ihr: Wer hat das Video gefälscht? Glaubt ihr der Aussage Böhmermanns? Warum? Warum nicht? Anschließend kann die Lehrkraft den tatsächlichen Sachverhalt aufklären und zu einer generellen Diskussion überleiten.
  • Wie schätzt ihr die Glaubwürdigkeit der Medien ein?

Anschließend kann das Video „Deepfakes: Wenn Bilder lügen“ oder das Video „Deepfakes | Wie Videos gefälscht werden”gezeigt werden. In dem Video werden die neuesten Techniken zur Erstellung von Deep Fakes erklärt und gezeigt, welche Bildmanipulationen in Videos heutzutage möglich sind: Politikern oder Promintenten können täuschend echt Aussagen in den Mund gelegt werden, indem ihre Gesichtsbewegungen und ihre Stimmen künstlich manipuliert werden. Als Anschauungsbeispiel kann das Video „Boris Johnson has a message for you (deepfake)“ gezeigt werden. Für die Lehrkraft sind weitere Informationen zum Thema im Artikel „Deepfakes“ von klicksafe zu finden.

Vor diesem Hintergrund kann schließlich folgenden Fragen nachgegangen werden:

  • Wenn man den Bildern nicht mehr trauen kann, wem oder was kann man dann noch glauben?
  • Was könnten Kriterien für die Glaubwürdigkeit eines Videos oder Beitrages sein?