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 Nachrichten > Unterricht > I. Objektiver Blick? > 4.) Reflexion: Der Sinn einer „wertfreien“ oder „objektiven“ Berichterstattung (45 Min.)

„Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache - auch nicht mit einer guten Sache“ lautete das Berufs-Ethos des Journalisten und langjährigen Anchorman der Tagesthemen Hanns-Joachim Friedrichs. Dieses Credo der objektiven Berichterstattung, der ausschließlichen Orientierung an Fakten und der wertfreien Haltung des Journalisten – der seine Meinung allenfalls in einem von der Nachricht klar getrennten Kommentar kundtut – gehört auch heute noch zu den grundlegenden Qualitätskriterien des Nachrichtenjournalismus. Journalisten sollen ausgewogen berichten und ihren eigenen Standpunkt möglichst außen vor lassen.

Es gibt aber auch Stimmen, die den Objektivitätsanspruch der Nachrichten in Frage stellen. Eine dieser Stimmen ist der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald. Er bestreitet, dass es überhaupt möglich sei, sich als Journalist gegenüber einem Sachverhalt oder einem Thema neutral zu verhalten. Ehrlicher wäre es, seinen Standpunkt und seine Sicht auf die Welt transparent zu machen, statt sie unter dem Mantel der „Objektivität“ zu verstecken. Auch viele der neuen Nachrichtenformate in den sozialen Netzwerken haben sich von dem Anspruch auf Neutralität verabschiedet. Sie präferieren eine „meinungsgeladene“ Berichterstattung.

Hiervon ausgehend diskutieren die Schülerinnen und Schüler über den Sinn des Objektivitätsanspruchs von Nachrichten:

  • Wo liegen die Grenzen einer neutralen Berichterstattung?
  • Was geht verloren, wenn dieser Anspruch aufgegeben wird?
  • Wie sind die Vorschläge von Greenwald zu bewerten?
  • Welchen Ansprüchen sollten Nachrichten genügen, damit sie angemessen der eigenen Informations- und Meinungsbildung dienen können?

Zum Einstieg in die Fragestellung lesen die Schülerinnen und Schüler zunächst den Artikel „Sind Journalisten immer auch Aktivisten?“. Die anschließende Diskussion kann nach der Fishbowl-Methode durchgeführt werden. Sie ermöglicht eine hohe Identifikation aller Teilnehmer mit der Arbeit am Thema und bietet unterschiedlich starken Teilnehmern gleiche Chancen, ihre Meinungen einzubringen.